Wir fuhren
in den zahllosen Gassen der Feriensiedlung Baia Santa Reparata hin und her, um die Anzahl der Katzen an unseren drei Futterstellen neu erfassen zu können. Die Touristensaison geht los und uns erreichen immer wieder Meldungen von Katzen, die sich jetzt bei den Häusern ansiedeln.
Unser Anliegen ist es, die Population der Katzen unter Kontrolle zu halten und Neuzugänge zu erkennen, um weiterhin Geburtenkontrolle betreiben zu können. An diesem Tag fanden wir allerdings keine neuen Katzen sondern wir fanden ihn, dem wir den Namen Codino gegeben haben.
Codino saß bei einem sardischen Bauarbeiter, der ihm ein Stück seiner Mortadella abgegeben hatte. Man erkannte schon aus dem Auto heraus, dass Codino schwer verletzt war.
Beim näheren Hinsehen war klar, dass sein Schwanz vollständig abgerissen war, die Wunde war entzündet und Fliegen hatten bereits Eier unter die Haut gelegt. Codino ließ sich nach einigen liebevollen Worten und Annäherungsversuchen unsererseits relativ wehrlos überreden, in den Käfig zu klettern und wir brachten ihn sofort ins Rifugio.
Dort wurde seine Wunde desinfiziert und gespült , er wurde gegen Parasiten behandelt und natürlich gefüttert. Codino ist der sanfteste und geduldigste Patient, den wir jemals hatten. Beim kleinsten Körperkontakt mit dem Menschen lässt er sich zur Seite fallen und streckt seinen Bauch in die Luft, um gekrault zu werden.
Der Tierarzt, der ihn untersucht hat, weiß nicht, ob sein Schwanz durch einen startenden Automotor abgetrennt wurde oder ob er aus Grausamkeit bewusst abgehackt wurde.
Das Problem ist, dass ein Knochenstück hervorsteht. Gelingt es uns nicht, mit medikamentöser Therapie, dass dieses Knochenstück mit Gewebe und Haut überzogen wird, so muss dieses Knochenstück in einer Operation entfernt werden, damit sich die Wunde schließen kann.
Vor Codino liegt so oder so noch ein langer Genesungsweg, den er leider in einem Käfig verbringen muss, damit draußen keine Fliegen erneut Eier in die Wunde legen.
Codino ist geduldig, wir sind es nicht. Wir ertragen den Anblick von ihm nur schwer, fühlen wir uns als Menschen doch immer dafür verantwortlich, was andere Menschen verursacht haben und ist unser Anliegen einzig das, ihm schnell und gut zu helfen.